Depression

Der komplexe Zusammenhang von Stress, Immunsystem, Mikrobiom und Epigenetik bei Depressionen

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Veröffentlicht:01.07.2024

5 Minuten

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Habe ich in letzter Zeit vermehrt Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und soziale Isolation erlebt? All das sind Symptome, deren Auftreten auf eine Depression hinweisen kann.1

 

Je früher Ärzt:innen eine Depression erkennen, desto erfolgreicher kann die Therapie verlaufen:2 Achtsamkeit für Veränderungen im Verhalten und des eigenen emotionalen Zustands hilft bei der frühen Erkennung einer Depression. Besonders Veränderungen, die über einen längeren Zeitraum anhalten, können auf eine Depression hinweisen. Spreche ich mögliche Probleme frühzeitig bei Ärzt:innen an, erleichtert sich die Diagnosestellung, was wiederum mehr Behandlungsoptionen ermöglicht als dies zu einem späteren Zeitpunkt im Krankheitsverlauf der Fall wäre.1,2

Chronischer Stress belastet das Gehirn und beeinträchtigt die Regelung von Neurotransmittern (chemische Botenstoffe im Nervensystem), was sich auf die Stimmung auswirkt. Auch Stress oder traumatische Erlebnisse im Kindesalter können später Depressionen auslösen. Stressbewältigung könnte somit ein wichtiger Aspekt bei der Vorbeugung von Depressionen sein.1

In jüngster Zeit hat sich gezeigt, dass Darmmikrobiota eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Gehirnfunktion und des Verhaltens spielen und auch mit Depressionen in Verbindung gebracht werden. Das Darmmikrobiom - die Gesamtheit der Bakterien im Darm - verändert den Darm und damit die Produktion von Neurotransmittern, die die Stimmung regulieren.3,4 Eine gesunde Ernährung, die das Darmmikrobiom unterstützt, kann somit bei Depressionen helfen, indem sie das Gehirn und die geistige Gesundheit positiv beeinflusst.1,4

Vor allem Entzündungen werden mit der Entstehung von Depressionen in Verbindung gebracht. Menschen mit Depressionen zeigen Veränderungen sowohl im angeborenen als auch im adaptiven (d.h. im Laufe des Lebens erworbenen) Immunsystem. Die Kontrolle von Entzündungen könnte daher therapeutische Vorteile bieten, unabhängig davon, ob sie auf frühe Lebensereignisse, akute Stressreaktionen, Veränderungen des Mikrobioms, genetische Veranlagung oder eine Kombination dieser Faktoren zurückzuführen sind.3-5

Die Epigenetik befasst sich mit Veränderungen der Genaktivität, die nicht durch Veränderungen der DNA-Sequenz selbst verursacht werden. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass epigenetische Veränderungen die Struktur der DNA beeinflussen und dadurch zu Verhaltensänderungen führen.6

Fazit: Angesichts der vielen möglichen Auslöser für Depressionen eröffnet eine frühzeitige Diagnose mehr Behandlungsmöglichkeiten. Ein besseres Verständnis der vielen komplexen Faktoren, die zu dieser Erkrankung beitragen, kann zudem dazu beitragen, dass Betroffene frühzeitig Hilfe erhalten und von einer verbesserten Lebensqualität profitieren.

  1. NVL-Leitlinie https://www.leitlinien.de/themen/depression/version-3
  2. https://ec.europa.eu/research-and-innovation/en/horizon-magazine/defeatingdepression-through-early-risk-detection-and-targeted-medication
  3. PMID 31567042 Depression's Unholy Trinity: Dysregulated Stress, Immunity, and the Microbiome
  4. Mörkl et al., Universum Innere Medizin 6 (2023)
  5. PMID 32553197 The Bidirectional Relationship of Depression and Inflammation: Double Trouble
  6. PMID 31005627 Stress, epigenetics and depression: A systematic review 32553197

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